Der Anruf kam Samstag Abend um 18.37 Uhr: Herr M. aus einem kleinen Dorf bei Egloffstein, 80 Jahre alt und bekennender NürnbergFan,
(Ich meine jetzt nicht unseren Club …. wobei: ich bin mir sicher, Herr M. hätte zugestimmt, auch ein großer Anhänger unseres Nürnberger Fußballvereins zu sein.)
Herr M. also teilte mir freudestrahlend am Telefon mit, er habe mich nun endlich gefunden!!! Denn in dem Buch „Nürnberger Geheimnisse“, das ihm sein Sohn geschenkt hatte, habe er mich jetzt erkannt!
Telefonat:
Herr M.: „Sind Sie Frau Sabine Peters M Punkt A Punkt? Kunsthistorikerin? Geprüfte und zertifizierte Gästeführerin? Freie Museumspädagogin? Freie Kuratorin und Sie bieten verschiedene Führungen zur Schönheit und Geschichte Nürnbergs an?“
Stadtpomeranze, also ich: Jawoll … das bin ich. (Woher weiß Herr M. das nur alles?, dachte ich mir. Was für ein gebildeter Mann! Huch, jetzt erinnere ich mich: das steht ja alles im Buchdeckel der Nürnberger Geheimnisse.)
Und dann kam´s!
Herr M.: „Ich habe Sie an Ihren Klunkern erkannt!
Sie haben nämlich so große und breite Ringe, dicke Klunker halt!“
Ich war glücklich und mein Mann, hätte er es gehört, bestimmt stolz. Denn ich weiß das ganz bestimmt und sage es häufig, wenn ich in das historische Gewand der schönen Tucherin http://www.stadtpomeranze.de/die-schoene-tucherin aus dem 15. Jahrhundert schlüpfe: „Pracht und Reichtum des Mannes sieht man an seiner Ehefrau.“ Darüber freuen sich dann besonders immer die Ehegattinnen, denn ich gebe diesen den Rat, sich nur reichlich zu Ehren ihres Mannes von ihm selbst mit Preziosen behängen zu lassen.
Herr M. und ich parlierten etwas länger, um genau zu sein sehr lange miteinander, ohne dass ich wusste, warum es denn so wichtig war, dass Herr M. mich gefunden hatte. Meine häufig gestellte Frage diesbezüglich unterbrach der goldige Herr M. immer mit den Worten „Wenn ich Sie mal kurz unterbrechen darf….“
Nun gut, bei dem weiteren langen Gespräch kam dann die falsche Fährte schließlich heraus, auf die sich Herr M. gemacht hatte.
Er wollte sich nämlich bei mir herzlich bedanken! Ui! Das finde ich ja immer schön!
Herr M.: „Wir haben uns doch unter der Linde kennen gelernt.“
Stadtpomeranze, also ich: „Oh, das ist romantisch! Aber eher nicht, Herr M.“
Herr M.: „Wir kamen ins Gespräch.“
(Das ist mit Herrn M. wirklich leicht möglich. So erfuhr ich während unseres Telefonats nicht nur, dass Herr M. ursprünglich aus Amerika stammend, für die Nürnberger Prozesse nach Nürnberg gekommen war und in dem Justizgebäude gearbeitet hat, „in dem heute die Deutschen sind“, sondern zudem ein Tausendsassa war, denn er arbeitete außerdem noch für den Schickedanz, war Steinmetz, auch einmal Kurator und sogar Autor …. ich hoffe ich habe jetzt nix vergessen, Herr. M!)
Herr M.: „Sie sind doch dann mit mir nach Hause gegangen…“
(Also Herr M., das war definitiv nicht ich. Das hat mir nämlich schon vor Jahren, als ich noch sehr jung war, also um genau zu sein: eher kürzlich, meine Mutter strikt verboten. Und als ehemalige Klosterschülerin halte ich mich bis heute daran … auch wenn die Herren 80jährig sind … aber das alles denke ich mir nur, denn zum Aussprechen komme ich gar nicht)
Herr M.: „und dann habe ich Ihrem Gefährten erlaubt, mein Zuhause fotografieren zu dürfen…“
(Das gefällt mir nun schon sehr: Gefährte! Ich fühle mich immer abenteuerlicher).
Herr M.: „Und nun haben Sie mir einen Brief geschickt und sich bedankt …“
(Das gehört sich ja auch wohl, liebe Doppelgängerin mit Gefährten!)
Herr M.: „und unterschrieben: Sabine aus Schwaben und Matheis aus Preußen.“
Ha! Herr M.! Da haben wir es! Da ist sie, die falsche Fährte! Ich bin definitiv keine Schwäbin. Ich bin durch und durch Fränkin!
Es war sehr schwierig, Herrn M. davon zu überzeugen, denn er hatte mich doch eindeutig erkannt an den dicken Klunkern auf den Fotos in dem Buch „Nürnberger Geheimnisse“ . Warum ich aber mal dunklere Haare im Buch und mal fast blonde Haare bei meinem Besuch hatte, blieb für Herrn M. ein Rätsel.
Da nützte auch kein Diskutieren und Argumentieren. Schließlich konnte ich Herrn M. damit nur beruhigen, dass man als Frau doch öfter mal seine Haarfarbe ändert.
Rundum glücklich und zufrieden war Herr M. am Ende unseres Telefonats, als ich ihm zusätzlich noch versprach, mich ein wenig nach Sabine aus Schwaben umzugucken.
Das tue ich hiermit! Liebe Sabine aus Schwaben mit Gefährten Matheis aus Preußen, bitte melden Sie sich. Herr M. mag Danke sagen für Ihren netten Brief. Er hat sich sehr gefreut.
Mit dem gegenseitigen Aussprechen von besten Wünschen verabschiedeten sich Herr M. und ich sehr herzlich voneinander. Ich wünschte ihm viel Erfolg für seinen Weg auf der richtigen Fährte. Und Herr M, wünschte mir viel Erfolg bei meinem Tun … und Lassen.
Ich liebe meinen Beruf! Denn ich begegne immer wieder spannenden, interessanten und bezaubernden Menschen.
Und hier kommt der Buch Tipp. Ein tolles Geschenk zum Beispiel für den Papa zu Weihnachten ♥:
Nürnberger Geheimnisse. Spannendes aus der Frankenmetropole mit Kennern der Stadtgeschichte. Nürnberger Nachrichten in Kooperation mit Bast Medien GmbH, Überlingen 2018