Jetzt sind sie wieder sicher im Grabmahl verwahrt: die Knöchelchen vom Heiligen Sebald, dem berühmten Nürnberger Stadtpatron. Und es ist wieder ruhig rund um das Sebaldusgrab herum geworden.
Graböffnung am Samstag, den 20. Juli 2019
Vor 10 Tagen jedoch, da hatte sich eine große Menschenmenge eingefunden, um beim Läuten der altehrwürdigen Kirchenglocken mit zuschauen zu können, wie die Gebeine des Heiligen Sebald begutachtet werden.
Es war das allererste Mal, dass diese Visitation öffentlich stattfand, denn das kunstvolle Metallgehäuse feierte 500. Geburtstag, den der sympathische Pfarrer Dr. Martin Brons nicht nur mit den Denkmalbehörden, sondern auch mit den Nürnberger feiern wollte.
Flyer:
https://www.sebalduskirche.de/sebaldusgrab500/
Eine Schatztruhe
Dieses wunderschöne Häuschen, dass die Gebeine sicher verschließt, lockt im Chor der Sebalduskirche das ganze Jahr über die Nürnbergbesucher an. Ähnlich wie bei den Matrjoschka jedoch, diesen russischen Püppchen, sind auch beim Sebaldusgrabmahl mehrere Behälter ineinandergeschachtelt.
Von außen nach Innen:
Ein kostbarer Tresor!
Ganz außen befindet sich ein kunstvolles, einbruchsicheres Gehäuse, gefertigt von Peter Vischer und seinen Söhnen. Im Jahr 1508 war nämlich diese Werkstatt vom Rat der Stadt Nürnberg beauftragt worden, quasi ein Sicherheitsbehältnis zu erschaffen. Denn nach Diebstählen im Jahr 1461 und im Jahr 1506 war es den Nürnbergern nicht mehr ganz geheuer und sie wollten deshalb die Gebeine des Heiligen Mannes vor Grabräubern schützen.
Und so machte sich der Meister Vischer mit seinen Söhnen ans Werk und erschuf in langen 11 Jahren dieses 4,7 Meter hohe Gebilde, das heute als ein Meisterwerk des Messingguss-Verfahrens gilt und das das äußerste Matrjoschka-Püppchen bildet.
Eine silberne Truhe!
Als nächstes Püppchen kommt quasi die silberbeschlagene Truhe ins Spiel. Dieser hausähnliche Reliquienschrein wurde bereits 1391 bis 1397 angefertigt und trägt die Wappen der Stadt Nürnberg und des Reiches und spitzt durch den Tresor hindurch.
Zwei hölzerne Kisten!
Und nun wird es spannend, denn in dieser sichtbaren Silbertruhe befinden sich zwei Holzkästen.
Püppchen im Püppchen im Püppchen im ….
Und in den Kästen nun endlich befinden sich 13 purpurne Säckchen mit den anbetungswürdigen Gebeinen des Heiligen Sebald und zudem noch Urkunden vergangener Visitationen.
Geheimsache!
Das hört sich nun alles sehr kompliziert an und das ist es tatsächlich auch. Denn natürlich hat diese komplette Tresoranlage kein einfaches Schloss, sondern ist mehrfach gesichert mit raffinierten, versteckten Mechanismen, die es zu verschieben gilt, und zusätzlich benötigt man noch mehrere Schlüssel, die in verborgene Schlösser gesteckt werden müssen.
Nur ungefähr 2 bis 3 Mal im Jahrhundert!
Durchschnittlich alle 30 bis 50 Jahre wird so eine Begutachtung durchgeführt. Das ist wichtig, damit Schäden erkannt werden. So merkten die Restauratoren auch nun, dass der Schimmel sich heimlich mit in das Grabmahl eingeschlichen hatte. Schwupps wurde eine kleine, zweitägige Restaurierung unternommen und der schädliche Gast entfernt.
Neuer Hightech-Gast mit eingezogen!
Jedoch: als man dann am Sonntag den kostbaren Tresor wieder schloss … da waren nun nicht mehr nur die Gebeine und die Urkunden im Grabmahl verwahrt, sondern man hatte nun auch das erste Mal Messgeräte mit in die Holzkisten gelegt.
Um die innere Stimmung zu kontrollieren, sprich: das Innenklima permanent zu messen.